Benny Brader
Benny Brader, Kennkartendoppel Stadtarchiv München 10456-DE-1992-KKD-0445
Geboren am 1. Oktober 1874 in Hamburg
Deportiert am 16. Juli 1942 nach Theresienstadt
Ermordet am 2. Dezember 1942 in Theresienstadt
Elternhaus und Geschwister
Benny Braders Eltern waren der Lehrer Isaak Brader und seine Frau Carolina, geborene Weinbach. Sie hatten am 22. Oktober 1873 in Harburg, Bayerisch-Schwaben, geheiratet. Am 1. Oktober 1874 wurde ihr Sohn Benny geboren. In den Unterlagen wird Hamburg als Geburtsort angegeben, was bezweifelt werden kann. Es gibt allerdings keinen Hinweis, ob es sich um einen Schreibfehler handelt. Es wurden für die Geburt weder in Harburg noch in Hamburg Dokumente gefunden. Seine Eltern zogen dann nach Ichenhausen, wo der Vater Hauptlehrer an der Volksschule der israelitischen Kultusgemeinde wurde. Das Ehepaar hatte noch drei weitere Kinder: den am 24. Oktober 1879 geborenen David und die am 23. Oktober 1885 geborene Grete. Eine weitere Tochter verstarb 1884, kurz nach der Geburt. Der jüngere Sohn, der spätere Rabbiner Dr. David Brader, war von 1917 bis 1925 Distriktsrabbiner in Ansbach und zog dann in die Schweiz, wo er die Shoah überlebte. Er starb 1953 und sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof von Basel. Seine Schwester Grete (Gretchen) heiratete den am 29. Dezember 1876 in Cronheim, Gunzenhausen, geborenen Emil Leopold Münster. Sie wurde am 10. Juni 1942 deportiert und später bei den Massenexekutionen im Konzentrations- und Vernichtungslager Lublin-Majdanek ermordet.
Von Ichenhausen nach München
Das Ledigenheim in der Bergmannstraße 35 im Jahre 2025, Foto: privat
Benny Brader besuchte die Realschule bis zur vierten Klasse und zog am 1. Januar 1890 von Ichenhausen nach München ins Tal 67/III. Am 19. November 1908 verlieh der Magistrat der Königlichen Haupt- und Residenzstadt München dem „Kommis“ („Kommis … ist eine veraltete Bezeichnung für einen Kontoristen, Handlungsgehilfen oder kaufmännischen Angestellten.“) Benny Brader das Bürger- und Heimatrecht.
Vom 1. Juli 1909 bis 25. Juli 1932 lebte Benny Brader in der Hochbrückenstraße 18/I. Anschließend zog er in das Ledigenheim in der Bergmannstraße 35, wo er vier Jahre – bis zum 8. August 1936 – lebte.
Er arbeitete seit 1909 für die Posamentiergroßhandlung Schwab & Söhne im Rosental 19. Bis Ende 1938 war Benny Brader als Provisionsvertreter in Weiß-, Kurz- und Wollwaren tätig und wohnte bis zum 4. Mai 1940 in der Adelheidstraße 11/III.
Die Odyssee geht weiter
Nachdem er zehn Tage in der Herzogstraße 3/0 gewohnt hatte, musste er am 14. Mai 1940 in die Wohnung von Wilhelm Neumann, in das „Judenhaus“ Herzogstraße 65/III, ziehen. Der ehemalige Besitzer des Hauses, Moritz Gundersheimer, lebte seit 17. Juli 1912 dort, bis er 1932 in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar verbracht wurde und dort am am 30. Januar 1939 starb. Am 29. Dezember 1941 verschleppte die Gestapo Benny Brader in das Internierungslager in der Clemens-August-Straße 9.
Er wurde von dort (Transportnummer 758) am 17. Juli 1942 mit Transport II/16 nach Theresienstadt deportiert. Von den insgesamt 50 Personen dieser Deportation überlebten drei die Shoah. Laut Todesfallanzeige des Ältestenrates des Ghettos Theresienstadt starb Benny Brader am 2. Dezember 1942 um 5 Uhr im Gebäude L 514 an „Lungenentzündung“. Die Beisetzung fand zwei Tage später um 15 Uhr statt.
Benny Braders Vetter Julius Spanier
Dr. med. Julius Spanier wirkte als Arzt in Theresienstadt und wurde nach der Shoah erster Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde München. Am 4. Juni 1942 wurde er, zusammen mit seiner Frau, 50 Patienten und 22 Krankenschwestern des Israelitischen Krankenheims, nach Theresienstadt deportiert.
Am 10. Januar 1948 schrieb Dr. med. Julius Spanier an den Suchdienst beim Jüdischen Zentralkomitee in München: „In Ihrem Suchdienst veröffentlicht in Nummer 2 der »Neue Welt« auf Seite 10 wird gesucht: Nr. 6 Benno Brader zuletzt in München. Dazu mache ich folgende Angaben: Benno Brader, etwa geboren 1886-1887 in Ichenhausen, wohnte zuletzt in München und wurde im Sommer 1942 nach Theresienstadt evakuiert. Dort habe ich ihn öfters gesprochen. Er starb in Theresienstadt im Herbst 1942… Der Gesuchte war mein Vetter.“
Suche nach Benny Brader
Am 5. März 1954 schrieb ein Angestellter des Büros zur Erhebung in- und ausländischer Erbschaften in Baden-Baden an das ITS in Arolsen und bat um Auskunft über die Geschwister des Religionslehrers und Rabbiners Dr. phil. David Brader. Zur Regelung des Nachlasses fragte er nach Informationen über Benny Brader und Gretchen Münster, geborene Brader. In der Antwort vom 14. April 1954 wird auf die Aussage von Dr. Julius Spanier verwiesen, jedoch darauf hingewiesen, dass „Infolge der unvollständigen und abweichenden Personalangaben können wir leider nicht entscheiden, ob die Angaben des Dr. J. Spanier den von Ihnen Gesuchten betreffen.“ Zu Gretchen Münster und Dr. David Brader konnten zu diesem Zeitpunkt noch keine Auskünfte erteilt werden. 15 Jahre später bezog man sich auf das Schreiben von 1954 und schrieb: „Brader, Benny, geboren am 1. Oktober 1874 in Hamburg, wurde am 17. Juli 1942 von der Gestapo München mit Transport Nr. II/16-758 in das Ghetto Theresienstadt eingeliefert und ist dort am 2. Dezember 1942 verstorben. Kategorie oder Grund für die Inhaftierung: "Jude". Geprüfte Unterlagen: Karteikarte des Ghettos Theresienstadt. Sterbeurkunde fügen wir bei.“
Text und Recherche
Klaus-Peter Münch
Quellen
https://www.alemannia-judaica.de/ichenhausen_rabbiner_lehrer.htm#Lehrer%20Isaak%20Brader%20wurde%20zum%20Hauptlehrer%20ernannt%20(1907) zuletzt abgerufen am 9.7.2025
Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945 https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=950 zuletzt abgerufen am 9.7.2025
Geni https://www.geni.com/people/Gretchen-M%C3%BCnster/6000000199981538903 zuletzt abgerufen am 9.7.2025
Grab von Dr. David Brader https://de.findagrave.com/memorial/229781326/david-brader
ITS Archives, Bad Arolsen, 6.3.3.2 / 87195004; 6.3.3.2 / 87195007
Stadtarchiv München, EWK
Theresienstädter Gedenkbuch: https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/6999-benny-brader/ zuletzt abgerufen am 9.7.2025