Ein geschichtsträchtiger Ort als Interimsquartier der Villa Stuck

 

Villa Stuck

Die 1897/98 erbaute Villa Stuck in Haidhausen, das ehemalige Wohn- und Atelierhaus des Malerfürsten Franz von Stuck, wurde von ihm selbst entworfen und 1914/1915 erweitert. 1968 wurde das Museum Villa Stuck eröffnet und 1992 ging die Künstlervilla als Schenkung in den Besitz der Landeshauptstadt München über.  

Nachdem das denkmalgeschützte Gebäude zuletzt fünf Jahre lang bis 2004 generalsaniert wurde, stehen bei der neuesten Sanierung Museumstechnik, Fassade und die Verbesserung der Barrierefreiheit an. Daher ist das Haus seit Anfang 2024 bis voraussichtlich Herbst 2025 geschlossen.

Museum Villa Stuck, Foto: Nikolaus Steglich, © Museum Villa Stuck

 

Interimsquartier Goethestraße 54

Das Museum Villa Stuck ist während der Renovierung in die Goethestraße 54 als Interimsquartier eingezogen. In einer Eröffnungsausstellung im Mai 2024 wurden dort die Ergebnisse einer Recherche zur Geschichte des Hauses und dessen Bewohner*innen präsentiert: https://www.villastuck.de/programm/detail/was-bisher-geschah. Die Zeit während des Dritten Reichs ist auch für die ErinnerungsWerkstatt München von großem Interesse.

Bis 1932/33 wurde das bürgerliche Wohnhaus zunächst von der Familie von Bollinger, dann von Elise und Otto Bickart bewohnt. Im Jahr 1932 mietete die ledige 32jährige Hildegard Musch, die aus einer Hoteliersfamilie stammte, das Hochparterre, um die Pension Patria zu gründen. Die Unterkunft wurde durch die Nazis im Zuge der Enteignung jüdischer Wohnhäuser als Zwischenstation für verfolgte Familien genutzt.

VS, Goethestraße 54, 80336 München, © Museum Villa Stuck

Das NS-Regime zweckentfremdete viele der Herbergen in der Nähe des Hauptbahnhofs für die Unterbringung besser situierter jüdischer Familien, die den ihnen zugewiesenen Kleinstraum bezahlten, ihre bisherigen Möbel und sonstige Wertgegenstände aber nicht dorthin mitnehmen konnten. Diese wurden im Sinne der „Arisierung“ zwangsveräußert.

Die Gegend rund um die Goethestraße entwickelte sich zu einer Art Ghetto, wobei unter dieser Adresse besonders viele verfolgte Bewohner*innen zu finden sind. Dass es sich bei diesem Gebäude um einen Knotenpunkt handelte, lässt sich dank historischer Datenbanken wie dem Biografischen Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945 oder der Online-Plattform „Mapping the Lives“ nachvollziehen.

Die Biografien einiger der verfolgten Personen, die an dieser Adresse gelebt hatten, wurden recherchiert und im Rahmen des Projekts „Was bisher geschah“ ausgestellt. Diese sind:

Bach, Fritz

Bach, Hannelore

Bach, Lotte

Bernheim, Marie

Bernheim, Siegfried Shimon

Bickart, Elise

Bickart, Otto

Dreyer, Arthur

Dreyer, Paula Julie

Fried, Marie Rika

Koester, Josef

Mann, Hugo

Mann, Rosa

Mayer, Gertrud

Neuburger, Cilla

Nördlinger, Klara

Oppenheimer, Emanuel

Sichel, Edith

Sichel, Herta Marta

Sichel, Saly

Watzinger, Karl Otto

Lesen Sie die Lebensgeschichte dieser Personen auf der Homepage der ErinnerungsWerkstatt München. Klicken Sie auf einen der Namen und Sie werden verlinkt zur entsprechenden Biografie. Sollte der Name noch nicht in roter Schriftfarbe und unterstrichen als Link markiert sein, wird noch an der Biografie gearbeitet und sie später zur Verfügung stehen.


 

Autor:

Klaus-Peter Münch

 
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