Therese Herz, verw. Freund, geb. Lauchheimer

 

Bild: Familienbesitz

Geboren am 30. Juni 1906 in München

Gestorben am 5. Dezember 1986 in Milwaukee / Wisconsin USA

 

Therese Lauchheimer kam mit ihrer  Zwillingsschwester Edith am 30. Juni 1906 in München zur Welt. Ihr Vater Siegfried Lauchheimer stammte aus Stuttgart und war Inhaber einer Druckerei in München. Ihre Mutter Ida, geborene Marx, stammte aus Nördlingen und lebte seit 1902 in München. Knapp ein Jahr vor der Geburt der Zwillinge, am 7. September 1905, hatten sie in München geheiratet.

Im Alter von 41 Jahren starb am 19. Mai 1925 Therese Lauchheimers Vater. Er war 1905 in München in das Druckereigewerbe eingestiegen und hatte zusammen mit seinen Schwagern Wilhelm und Siegmund Marx erfolgreich die Firmen Beger & Röckel sowie Graphia Kunstanstalt aufgebaut. Ihre Mutter verkaufte das Erbe ihres Mannes nicht, sondern wurde selbst Teilhaberin an den beiden Firmen.

Am 6. Juni 1929 heiratete Therese Lauchheimer den aus Kleinwallstadt bei Aschaffenburg stammenden Kaufmann Max Joseph Freund. Fast auf den Tag genau zwei Jahre später kam am 5. Juni 1931 der Stammhalter Philipp Siegfried zur Welt, benannt nach den beiden Großvätern Philipp Freund und Siegfried Lauchheimer. Seine Schwester Liselotte Jenny wurde am 7. November 1934 geboren.

Max Freund war als Prokurist im Familienbetrieb Beger & Röckel tätig. Als Leiter der Verkaufsabteilung war er häufig auf Geschäftsreisen. Erhalten geblieben von diesen Reisen sind einige Briefe, die er an sein „Theale“, wie er Therese nannte, schrieb. Aus ihnen geht auch hervor, dass er häufiger von unterwegs Zuhause anrief, was damals noch ein „Luxus“ war. Die Briefe zeigen ein liebevolles Verhältnis der beiden.

Max und Therese Freund genossen das Gesellschaftsleben, gaben Essen für Freunde oder besuchten das Theater. Der Familie ging es gut.  Sie hatten ein eigenes Fahrzeug, einen Packard, der damals ein Luxusfahrzeug war. Zudem beschäftigten sie eine Köchin und ein Kindermädchen. Sie reisten gern und viel, wie ein Familien-Fotoalbum zeigt. Es enthält Erinnerungen an Reisen nach Tirol, Meran, Marienbad und Hamburg.

Dieses Glück war am 28. Oktober 1937 zu Ende. Max Freund nahm sich in seinem Hotelzimmer in Amsterdam, Niederlande, das Leben. Wie es dazu kam, ist einem Brief aus der Wiedergutmachungsakte zu entnehmen:

„Sie gab an, dass ihr Ehemann am 26. Oktober 1937 als Angestellter der Firma Beger & Röckel, München, Boschetsriederstraße 59, nach Holland fuhr. Beim Grenzübertritt wurde er einer Leibesvisitation unterzogen, wobei man bei ihm Aufzeichnungen über diverse Beträge fand, die von den Grenzbeamten als Vergehen gegen die Devisenvorschriften ausgelegt wurden. Da der Verstorbene mit Genehmigung und Ausweis der Handelskammer in München diese Reise unternommen hatte, durfte er sie fortsetzen. Es wurde ihm befohlen sich sofort nach seiner Rückkehr der Behörde zu stellen. Am 27. Oktober 1937 wurde die Ehefrau des Verstorbenen, Frau Therese Freund, verhaftet. Man verlangte von ihr Auskunft über die bei dem Verstorbenen vorgefundenen Aufzeichnungen. Herr Max Josef Freund erfuhr von der Verhaftung seiner Frau durch einen Telefonanruf in München. Infolge dieser Maßnahmen legte der Ehemann Hand an sich und öffnete sich mit einer Rasierklinge die Pulsadern.“

Im Frühjahr 1939 hatte sie wie alle deutschen Juden Schmuck und andere Wertgegenstände aus Edelmetall abliefern müssen. Im Zuge dessen gelangte ein Silberbecher aus dem Familienbesitz an das Bayerischen Nationalmuseum. Über 80 Jahre später wurde dieser Silberbecher an die Familie zurückgegeben.

Therese konnte zusammen mit ihrer Mutter Ida Lauchheimer und den beiden Kindern Philipp und Liselotte Jenny im Mai 1939 in die USA emigrieren. Die Emigration verläuft aber keineswegs reibungslos. Die Familie wollte von Hamburg aus mit der MS St. Louis über England und Havanna/Kuba in die USA emigrieren. Die Irrfahrt der MS St. Louis ist in die Geschichte des Holocaust eingegangen. Die 937 Passagiere, fast ausnahmslose deutsche Juden, wollten dem NS-Regime entkommen. Die Passagiere erhielten jedoch weder in Kuba, den USA und Kanada eine Landeerlaubnis. Therese Freunds Schwester Edith war mit ihrem Mann Werner Goldstein (Gould) schon im Jahr zuvor in die USA emigriert.  Er reiste nach Kuba, um die Familie in Empfang zu nehmen. Wie groß mag die Verzweiflung an Bord gewesen sein, das Schiff nicht verlassen zu dürfen. Die MS St. Louis musste nach Europa zurückkehren. Die Familie Freund konnte in England von Bord gehen, von wo sie am 23. Dezember 1939 in die USA auswanderten. In den USA lebten außer der Familie ihrer Schwester Edith noch einige Brüder ihrer Mutter.

Am 6. Oktober 1951 heiratete Therese Freund in zweiter Ehe in Milwaukee den aus Bremen-Vegesack stammenden William Berndt Herz.

Ihre Mutter Ida Lauchheimer starb am 19. Dezember 1968 in Hackensack, New Jersey, USA.

Therese Herz starb am 5. Dezember 1986 in Milwaukee / Wisconsin.


Text und Recherche

  • Stefan Dickas

Quellen

  • Stadtarchiv München, Einwohnermeldekarte, Ida Lauchheimer, geb. Marx.

  • Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945.

  • Auskunft des Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur, Würzburg.

Internetquellen:

Literatur:

  • Denied Entry: A Survivor`s Journey of Fate, Faith and Freedom, von Philip S. Freund und Belle Anne Freund, 2011, ISBN-10 : 1456351486.

 
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Regina Hallerz

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Jela (Johanna) Hirschfelder