Ida Lauchheimer, geborene Marx

 

Geboren am am 15. März 1884 in Nördlingen
Gestorben am 19. Dezember 1968 in Hackensack, New Jersey, USA

 

Ida Marx wurde am 15. März 1877 in Nördlingen als Kind der Eheleute Samuel und Margolitha Marx, geborene Kohn, geboren. Ida hatte neun Geschwister. Die Familie war jüdischen Glaubens. Der Vater betrieb zusammen mit seinem Schwager in Nördlingen ein Hopfen- und Eisengeschäft.

Von 1890 bis 1900 besuchte sie zunächst die Volksschule, später die höhere Schule der Klosterschule St. Maria Stern in Nördlingen, sowie von 1900 bis 1901 die höhere Schule Levenson in Hannover. Verbindungen nach Hannover bestanden u.a. durch die ältere Schwester Marie Hirsch, die dort einen Arzt geheiratet hatte. Auch die ein Jahr jüngere Schwester Lina Marx heiratete später in Hannover den Kaufmann Richard Molling.

Um die Jahrhundertwende zog die Familie nach München. Wahrscheinlich wollten die Eltern ihren Kindern mit guten Partien Aufstiegschancen ermöglichen. In München heiratete Ida Marx am 7. September 1905 den aus Stuttgart stammenden Siegfried Lauchheimer. Am 30. Juni 1906 kamen die Zwillingen Therese und Edith zur Welt. Siegfried Lauchheimer hatte die Firma Beger und Röckel erworben, in die später seine beiden Schwager Wilhelm und Siegfried Marx einstiegen. Als er mit 41 Jahren am 19. Mai 1925 starb wurde seine Frau Ida Miteigentümerin der Firma.

1929 heiratete Ida Lauchheimers Tochter Therese den aus Kleinwallstadt stammenden Kaufmann Max Freund, der im Familienunternehmen Beger & Röckel beschäftigt war. Ihre Zwillingsschwester Edith heiratete drei Jahre später, 1932, den aus Leipzig stammenden Arzt Werner Goldstein (später Gould).

Im Mai 1938 emigrierte ihre Tochter Edith mit ihrer Familie in die USA. Ida Lauchheimer blieb zunächst in München, wo auch ihre zweite Tochter Therese mit ihren beiden Kindern lebte. Ein Jahr später versuchte sie mit  Therese und den beiden Enkeln Philipp und Liselotte Jenny in die USA zu emigrieren. Sie befanden sich im Mai 1939 auf dem Luxusdampfer MS St. Louis, als dieser den Hamburger Hafen verließ, um Kuba anzusteuern. Die allermeisten der 937 Passagiere wollten über Kuba in die USA. Der Traum von einem neuen Leben entpuppte sich zunächst als Albtraum. In Kuba durften die Passagiere nicht von Bord, auch die USA und Kanada verweigerten die Aufnahme. Die Passagiere mussten zurück nach Europa. Ihr Schwiegersohn Dr. Werner Goldstein (Gould), der im Jahr zuvor in die USA emigriert war, reiste nach Kuba, um die Familie in Empfang zu nehmen. Wie groß mag die Enttäuschung auf beiden Seiten gewesen sein, nicht von Bord gehen zu dürfen. Die Familie konnten in England an Land gehen, von wo sie am 23. Dezember 1939 in die USA auswanderten. In den USA lebten bereits mehrere Verwandte, wie z.B. ihre Tochter Edith sowie einige ihrer Brüder.

Nach der Emigration lebte Ida Lauchheimer bis 1943 in Hackensack (New Jersey) bei ihrer Tochter Edith und ihrem Schwiegersohn. In Deutschland hatte sie in gut situierten Verhältnissen gelebt, sie bezog 1932 ein monatliches Einkommen von etwa 1000 RM. In den USA war sie auf die Unterstützung des Staates sowie ihrer Tochter angewiesen und arbeitete stundenweise im Haushalt.

Nach dem Krieg stellte sie einen Wiedergutmachungsantrag. Nach der Reichspogromnacht 1938 erfolgte ein generelles Verbot der Führung von Geschäften und Betrieben durch Juden. In Zwangsverkäufen veräußerten jüdische Besitzer ihr Vermögen deutlich unter Wert. Auf diese Weise wurde Ida Lauchheimer und ihre Brüder um ihre Beteiligung an den Firmen Beger & Röckel, Graphia Kunstanstalt & Druckerei Wilhelm Marx gebracht und hatte dadurch ihren Lebensunterhalt verloren. In Amerika war sie mittellos angekommen. Sie war inzwischen über 70 Jahre alt und krank. Ein Handelsregisterauszug, in dem es heißt, dass Ida Lauchheimer als Gesellschafterin von der Vertretung der Gesellschaft ausgeschlossen war, diente der deutschen Behörde als Grund, ihr keine Entschädigung zu zahlen.  

Die Wiedergutmachungsverfahren sind aus heutiger Sicht kritisch zu betrachten. Ein Zitat aus der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ vom 7. Juni 2013 verdeutlicht, warum dies so ist: „Ein Streiter für die Sache der Verfolgten, der Unionsabgeordnete Franz Böhm, erläuterte 1954 die zeitgenössische Semantik so: "Wen die Grausamkeiten der Hitlerzeit damals, als sie verübt wurden, entsetzten, wer mit den Opfern fühlte, wer, wenn er konnte, zu helfen suchte, dem ist heute die Wiedergutmachung Herzenssache. Wer aber damals mit Hitler sympathisierte, wer jeden, den die Gestapo abholte, für einen Feind, Übeltäter oder Schädling hielt oder wer sich auch nur beim Anblick all der Herzlosigkeit und Brutalität mit dem Satz tröstete: wo gehobelt wird, da fallen Späne, für den ist heute die Wiedergutmachung ein Ärgernis."“

Ida Lauchheimer verstarb am 19. Dezember 1968 in Hackensack, New Jersey, USA.  


Text und Recherche

  • Stefan Dickas

Quellen:

  • Stadtarchiv München, Einwohnermeldekarte, Lauchheimer, Ida, geb. Marx.

  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv, LEA 22538.

Internet:

 Literatur:

  • Rossmer Gropman, Gabrielle / Gropman Sonya: Die jüdische Mahlzeit – Verbindung von Generationen: Die Geschichte der Juden in Deutschland und ihre Essgewohnheiten, De Gruyter Oldenbourg, 2014, pp. 570-582. https://doi.org/10.1515/9783110305791.570er

 
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Berta Konn

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Martin Laupheimer