Lotte Ernst, geb. Schönberg

 

Lotte Schönberg, ca. 1935 (Quelle: Yad Vashem, Jerusalem)

Geboren am 18. September 1903 in München

Deportiert am 15. September 1942 von Zagreb, vermutlich ins KZ Jasenovac

Gestorben: unbekanntes Todesdatum, vermutlich im KZ Jasenovac

 

Lotte Ernst ist die jüngste Tochter des bedeutenden Planungsingenieurs Arthur Schönberg (1874–1943) und dessen Frau Evelyne (Eva), geb. Bach (1879–1942). Sie wurde am 18. September 1903 in München geboren. Lotte besuchte die Höhere Mädchenschule an der Luisenstraße, die sie im Sommer 1919 abschloss. Im Oktober des gleichen Jahres wechselte sie an die Staatliche Kunstgewerbeschule München. Als Berufsziel gab sie „Kunstgewerblerin“ an. Einer ihrer Lehrer war der Maler Willi Geiger (1878–1971). Von ihm ist eine Bestätigung aus dem Jahr 1962 überliefert. Darin bezeichnet er Lotte als „Mensch von vornehmer Denkungsart“, der „ungewöhnlich begabt“ gewesen sei. Die Kunstgewerbeschule schloss Lotte 1923 ab.

In der Deutschen Nationalbibliothek hat sich am Standort Leipzig eine kleine Schrift von Lotte Schönberg erhalten, ein Druck des Gedichts Gott von Johann Gottfried Herder. Offensichtlich handelt es sich um eine Schularbeit Lottes an der Staatlichen Kunstgewerbeschule. Datiert ist das Büchlein auf das Jahr 1922.

In den folgenden Jahren arbeitete Lotte als Kostümbildnerin für verschiedene Münchner Theater. Ihr erster großer Erfolg war die Kostümausstattung der SchauspielerInnen bei der berühmt gewordenen Aufführung von Gerhart Hauptmanns „Die Ratten“ in der Inszenierung von Otto Falckenberg (1932). Hier war ihr Name zum ersten Mal im Programmheft der Münchner Kammerspiele abgedruckt. Eine weitere Zusammenarbeit mit Falckenberg war „Komödie der Irrungen“ von William Shakespeare. Auch hier arbeitete Lotte Schönberg als Kostümbildnerin.

Seit Januar 1932 war Lotte Schönberg mit dem Künstler Rudolf Ernst (1896–1941) verheiratet. Mit ihm hatte sie einen Sohn, Michael (später: Michel Ernst-Schonberg), der als einziger der Familie Ernst überlebte. Die sogenannte Machtergreifung der Nationalsozialisten und das von ihnen erlassene Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 betraf auch die jüdischen MitarbeiterInnen an Theatern, die von einer jetzt verpflichtenden Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer ausgeschlossen waren. Dies bedeutete quasi ein Berufsverbot für Lotte bei öffentlichen Theatern. Möglich war eine künstlerische Betätigung nur bei jüdischen Organisationen. So findet sich Lotte u.a. bei Veranstaltungen des Jüdischen Turn- und Sportvereins München, der Zionistischen Ortsgruppe und des Marionettentheaters namens „Bimath Buboth“. Im Jahr 1935 war sie mit ihrem Mann Rudolf Ernst und Maria Luiko maßgeblich an der Gründung des Münchner Marionettentheaters Jüdischer Künstler beteiligt. Gemeinsam führten sie bei verschiedenen Aufführungen die Marionetten. 1937 musste dieses Theater schließen.

1938 emigrierte die Familie Ernst nach Zagreb. Während Rudolf Ernst 1941 mit seinem Bruder Hugo Suizid beging, wurde Lotte 1942 verhaftet und ermordet, vermutlich im Konzentrationslage Jasenovac. Ihr Sohn Michael überlebte versteckt.

Gedenken

Seit dem 5. März 2025 erinnert eine Gedenkstele vor der Hiltenspergerstr. 43 an das Schicksal von ihr und ihrem Mann Rudolf Ernst sowie an ihre Eltern Arthur und Evelyne (Eva) Schönberg, geb. Bach.


Text und Recherche:

  • Wilhelm Füßl (Stand 08/2025)

Quellen:

  • siehe unter Literatur Füßl

Onlinequellen:

Literatur:

  • Füßl, Wilhelm: Arthur Schönberg (1874–1943). Ein Ingenieurleben im Schatten Oskar von Millers. München 2024, besonders S. 57–67.

  • Schönberg, Lotte: Johann Gottfried Herders „Gott“. München 1922.


 
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Dr. jur. Ludwig Maximilian Eberstadt

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Heinz Eschen