Arthur Schönberg

 

Arthur Schönberg, ca. 1937 (Quelle: Arnold Schönberg Center, Wien)

Geboren am 5. März 1874 in Wien

Deportiert am 4. Juni 1942 von München nach Theresienstadt

Gestorben am 20. Februar 1943 im Ghetto Theresienstadt

 

Ein Wiener Bub

Arthur Schönberg wurde am 5. März 1874 als Kind jüdischer Eltern in Wien geboren, nur wenige Straßen von seinem bekannten Cousin entfernt, dem Komponisten und Musiktheoretiker Arnold Schönberg. Nach dem Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule, das Arthur als einer der Jahrgangsbesten absolvierte, arbeitete er als Ingenieur in seiner Heimatstadt und anschließend bei der AEG in Berlin. Im Jahr 1900 wechselte er nach München in das Ingenieurbüro Oskar von Miller. Im Dezember 1900 heiratete er Evelyne (meist Eva genannt) Bach in Wien. Das Ehepaar bekam zwei Kinder, Else (1901 –-1997) und Lotte (1903–-1942).

Arthur Schönberg mit seiner Frau Evelyne und den Kindern Else und Lotte, ca. 1906 (Quelle: Privatbesitz)


München – Technisches Bureau Oscar von Miller

In diesem Unternehmen, das auf die Planung, den Bau und die Betriebsführung von Elektrizitätswerken sowie auf die Konzeption von Verbundsystemen spezialisiert war, stieg Arthur Schönberg in kurzer Zeit zum engsten Vertrauten des Firmeninhabers auf, wurde Prokurist, Bürochef und 1921 Gesellschafter. In der Firma war er der wichtigste Planungsingenieur und an der Konzeption und Realisierung zahlreicher Stromverbünde führend beteiligt, darunter der Pfalzwerke, der Karpatenwerke, des Bayernwerks, des Thüringenwerks und an dem visionären Projekt einer Reichselektrizitätsversorgung. Auch die technischen Zeichnungen für das Walchenseekraftwerk und das Bayernwerk stammen von ihm. Für die meisten dieser Großprojekte erhob Schönberg persönlich die Daten. Dabei griff er auf die Methode ausführlicher, von ihm entwickelter Umfragebögen zurück. Eine Reihe solcher Fragebögen ist in dem von ihm gemeinsam mit seinem Kollegen Ernst Glunk herausgegebenen Buch Landes-Elektrizitätswerke (1926) abgedruckt.

Kaum bekannt ist, dass Schönberg einer der Pioniere des elektrischen Kochens in Deutschland war. 1927 regte er in Schweinfurt und Schwandorf erstmals die Einrichtung von elektrischen Versuchsküchen an. Das Angebot zielte nicht auf ein gehobenes Bürgertum, sondern war angelegt für Arbeiter- und Handwerkerhaushalte und führte damit eine Idee Oskar von Millers weiter, das „Konzept des sozialen Stroms“. Schon bald kopierten viele deutsche Elektrizitätswerke die bayerischenVorbilder.


Engagement für das Deutsche Museum

Schönberg hat mit Oskar von Miller (1855–1934) die Gründung des Deutschen Museums vorbereitet. In den Anfangsjahren wirkte er als „Wissenschaftlicher Leiter“ und war in dieser Funktion auch für die Einwerbung, Ausstellung und Beschreibung von Objekten zuständig. Er war über drei Jahrzehnte in nahezu allen wichtigen Gremiensitzungen des Museums anwesend, er formulierte die Haushaltsentwürfe, lieferte die Vorlagen für Verträge und Rundschreiben und entwickelte die Fachgebietseinteilung der Objektsammlungen, die vom Prinzip her noch heute gültig ist. Zudem versorgte Schönberg in den Gründungsjahren die Presse permanent mit Informationen, so dass er inoffiziell als der Pressesprecher des Museums galt. Er war der – in der Regel anonyme – Verfasser zahlreicher Denkschriften, der Jahresberichte und der Publikation Chronik des Deutschen Museums (1927).

Schönberg erhielt zahlreiche Orden und Auszeichnungen. Von 1903 bis 1934 gehörte er dem Ausschuss des Deutschen Museums an. 1925 erfolgte seine Ernennung zum Bayerischen Landesbaurat. Im Museum wurde er durch die Abbildung seiner Person im großen Triptychon des Malers Georg Waltenberger (1865–1961) mit der Darstellung der Grundsteinlegung zum Museumsneubau geehrt. Zudem würdigt ihn eine Steintafel vor dem Ehrensaal als den ersten Mitarbeiter des Deutschen Museums.


Zeit im Nationalsozialismus

Im Zuge der antisemitischen Gesetzgebung des NS-Staats musste Arthur Schönberg 1937 seine Firmenanteile an der Ingenieurbüro Oskar von Miller GmbH aufgeben. Nach den Novemberpogromen 1938 und einer Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau bemühte er sich um eine Ausreise aus Deutschland – vergebens. Im Juni 1942 wurde er mit seiner Frau in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er kurz vor seinem 69. Geburtstag am 20. Februar 1943 an den Lagerbedingungen verstarb.


Erinnerung an Arthur Schönberg

Anlässlich des 150. Geburtsjahrs von Schönberg veröffentlichte Wilhelm Füßl eine Biografie zu Arthur Schönberg (siehe Literatur). Die Stadt München platzierte am 5. März 2025 an seinem letzten regulären Wohnort in der Hiltenspergerstraße 43 ein Erinnerungszeichen für ihn, seine Frau Evelyne (1879–1942), seine Tochter Lotte Ernst (1903–1942/45; ermordet) und deren Ehemann Rudolf Ernst (1896–1941).

Die Firma Uniper als Betreiberin des von Schönberg (mit)geplanten Walchenseekraftwerks in Kochel am See ehrte Schönberg am 29. Juli 2025 mit der Aufstellung einer Büste im dortigen Informationszentrum.

Büste Schönbergs im Informationszentrum am Walchenseekraftwerk. Künstler: Franz Leschinger; Guss: Marc-Andreas Hofmeister (Quelle: Uniper Kraftwerke)


Text und Recherche:

  • Wilhelm Füßl (Stand 08/2025)

Quellen:

  • siehe Literatur Füßl

Onlinequellen:

  • Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Eintrag zu Arthur (Artur) Schönberg: https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=4173. (aufgerufen am 10. Juli 2025)

Literatur:

  • Schönberg, Arthur / Glunk, Ernst: Landes-Elektrizitätswerke. München, Berlin 1926 (398 S.).

  • [Schönberg, Arthur]: Chronik des Deutschen Museums von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik. Gründung, Grundsteinlegung und Eröffnung 1903–1925. München 1927.

  • Füßl, Wilhelm: Arthur Schönberg (1874–1943). Ein Ingenieurleben im Schatten Oskar von Millers. München 2024 (272 S.).






 
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Evelyne (Eva) Schönberg, geb. Bach