Cilla Neuburger, geb. Simonsfeld

 

Cilla Neuburger (Foto: Stadtarchiv München, Kennkartendoppel 1938/39)

Geboren am 3. Dezember 1867 in Nürnberg

Deportiert am 2. Juli 1942 nach Theresienstadt

Ermordet am 20. November 1942 in Theresienstadt

 

Elternhaus, Heirat und Familie

Cilla Neuburger (auch: Cäzilie, Zilla, Zilli) wurde am 3. Dezember 1867 in Nürnberg als Tochter von Emma (geb. Uhlfelder) und Nathan Simonsfeld, einem Kaufmann, geboren. Ihre jüngere Schwester Frieda Rosenbaum kam knapp sieben Jahre später, am 9. November 1874, zur Welt. Über weitere Geschwister ist nichts bekannt.

Am 10. Juni 1888 heiratete Cilla Simonsfeld in Nürnberg den Kaufmann und Kommerzienrat Max Martin Neuburger (geb. am 12. September 1858 in Weimersheim bei Weißenburg als Sohn von Isaak und Sophie Neuburger). Bereits am 1. Januar 1888 waren sie nach München gezogen. Max Martin Neuburger führte dort ein Exportgeschäft für Knöpfe, Besätze und Kurzwaren. Zwei Jahre später, am 14. Januar 1890, wurde ihr gemeinsamer Sohn Otto in München geboren.

Am 1. Januar 1908 zog die Familie in die Herzog-Heinrich-Straße 7 in München.


Sohn Otto Neuburger

Ihr Sohn Otto Neuburger legte 1909 im humanistischen Theresiengymnasium die Reifeprüfung ab, studierte anschließend in Grenoble, München und Berlin u. a. Nationalökonomie und wurde schließlich 1912 in Heidelberg promoviert. Er war von 1914 bis 1919 als Soldat im Ersten Weltkrieg. Ab 1921 arbeitete Otto Neuburger beim Münchner Arbeitsamt, dessen stellvertretender Leiter er wurde. Am 11. März 1933 versuchten SA-Gruppen, Otto Neuburger im Amt zu verhaften, durchsuchten seine Wohnung und bedrohten seine betagten Eltern. Ihm gelang die Flucht nach Berlin, wo er von seiner Kündigung erfuhr. 1936 emigrierte er in die USA. Nach ihm emigrierte auch Magdalena Maria Ebert (geboren am 11. Januar 1895, gestorben im August 1982), die er möglicherweise noch vor 1936 in Deutschland geheiratet hatte, in die USA. Otto Neuburger war einer der Herausgeber und Redakteure des Philo-Lexikons. Handbuch des jüdischen Wissens (Berlin 1935). Für das War Department in Washington, D. C., war er unter anderem an der Abfassung des Civil Affairs Guide: German-English Dictionary of German Administrative Terms (1944) beteiligt. Er starb am 21. Dezember 1956 in Washington, D. C.


Als Witwe in unterschiedlichen Münchner Unterkünften

Ab dem 21. September 1932 wohnte Cilla Neuburger in der Ganghoferstraße 54. Über den Aufenthaltsort ihres Ehemannes zu diesem Zeitpunkt ist nichts bekannt.

Cilla Neuburger galt laut der Nürnberger Gesetze von 1935 als „Volljüdin“, da alle ihre Großeltern jüdisch waren.

Ihr Ehemann Max Martin Neuburger starb am 22. Dezember 1937 in München. Die Witwe zog am 20. August 1940 in die Goethestraße 54, ins Erdgeschoss. Dort, in der Pension Patria, wurden enteignete jüdische Familien übergangsweise untergebracht. Ab dem 9. Dezember 1941 wohnte sie in der „Lipschütz’schen Versorgungsanstalt für alte erwerbungsunfähige Israeliten“, einem Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in der Mathildenstraße 8/9. Von dort kam sie am 14. April 1942 in die „Judensiedlung Milbertshofen“, ein Barackenlager in der Knorrstraße 148 in München-Milbertshofen. Das Lager diente der „Ghettoisierung“ der jüdischen Bevölkerung Münchens und war ab Ende 1941 Sammelstelle für die beginnenden Deportationen.


Deportation nach Theresienstadt

Am 2. Juli 1942 wurde Cilla Neuburger mit dem Transport II/12 mit 49 anderen Personen in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie hatte die Transportnummer 566. Keine Person dieses Transports überlebte die Shoah. In Theresienstadt wurde sie am 20. November 1942 ermordet. Laut der Todesfallmeldung des Ältestenrats starb sie an „Enteritis/Darmkatarrh“ um 1 Uhr in Zimmer 13 des Gebäudes Q 808.

Ihre Schwester Frieda Rosenbaum wurde kurz nach ihr am 10. September 1942 von Nürnberg nach Theresienstadt deportiert (mit dem Transport II/25) und dort am 26. September 1942 getötet. In ihrer Todesfallmeldung ist als Todesursache „Herzschlag Embolie“ vermerkt.

Ob die Schwestern sich in Theresienstadt wiedersahen, ist nicht bekannt.


Text: Museum Villa Stuck, überarbeitet von Anna Süs

 

Quellen:

Arolsen Archives, München: Gestapo-Verzeichnis zu Jüdinnen und Juden aus der Stadt, Dokument 11194665, https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11194665.

Das Bundesarchiv: Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945, Gedenkbucheintrag „Neuburger, Cäzilie Zilla Cilla“, https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de935864.

Das Bundesarchiv: Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945, Gedenkbucheintrag „Rosenbaum, Frieda“, https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de951198.

holocaust.cz, Institut Terezínské iniciativy: Neuburger Zilla: Todesfallanzeige, Ghetto Theresienstadt, Nationalarchiv Prag > Židovské matriky > Ohledací listy - ghetto Terezín > Band 51, https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/88897-neuburger-zilla-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/.

holocaust.cz, Institut Terezínské iniciativy: Rosenbaum Frieda: Todesfallanzeige, Ghetto Theresienstadt, Nationalarchiv Prag > Židovské matriky > Ohledací listy - ghetto Terezín > Band 31, https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/84434-rosenbaum-frieda-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/.

Landeshauptstadt München: Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Gedenkbucheintrag „Cilla (auch: Cäzilie, Zilli) Neuburger, geb. Simonsfeld“, https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=7639.

Maier, Dieter G.: „Otto Neuburger (1890–1956). Der Lebensweg eines Münchner Arbeitsamtsleiters“, Hrsg.: RIJO, Susanne Rieger, Gerd Jochem, August 2006, urspr. in Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, 1999, Bd. 13/2, S. 72–99, https://rijo.hier-im-netz.de/pdf/DE_MU_JU_neuburge.pdf.

Mapping the Lives, Zilla Neuburger, geborene Simonsfeld, mappingthelives.org.

Stadtarchiv München: Kennkartendoppel Cilla (auch: Cäzilie, Zilli) Neuburger, 1938, DE-1992-KKD-2985, https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/detail.aspx?ID=863846.

Steinbauer, Anna: „Interimsquartier der Villa Stuck. Jüdisches Leben zwischen Enteignung und Deportation“, SZ, 23.07.2024, https://www.sueddeutsche.de/muenchen/pension-patria-goethestrasse-54-villa-stuck-ns-zeit-lux.Y21Zx7VhXUidwqhPq6N5Mx.

 
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