Dr. med. Leo Friedrich/Fritz Loeb

 

Foto: Stadtarchiv München, DE-1992-KKD-2489 Kennkartendoppel von Leo Friedrich/Fritz Loeb

Geboren am 17. Juni1875 in Frankenthal

Deportiert am 03. Juni 1942 aus München nach Theresienstadt

Ermordet am 10. Juli 1943 in Theresienstadt 

 

 

Herkunft

Leopold Friedrich Loeb, genannt Fritz, wurde am 17. Juni 1875 im pfälzischen Frankenthal geboren. Er hatte noch zwei jüngere Brüder:

  • (Rudolph) Ernst Loeb, geboren am 29. Juli 1877 in Frankenthal und 

  • Hermann (Karl) Loeb, geboren am 21. August 1883 ebenfalls in Frankenthal. 

Der Vater, Ferdinand Loeb (1848-1923), war Kaufmann und Bankier im Familienunternehmen „Mann & Loeb“. Seine Mutter Franziska, genannt Fanny, war eine geborene Beer (1854-1911).

Fritz Loeb besuchte in Frankenthal die Volks- und Lateinschule und im Anschluss daran das humanistische Gymnasium in Neustadt an der Haardt und später in Speyer, wo er am 13. Juli 1895 sein Abitur bestand. Zum Studium ging er nach München.


München

Hier war er seit dem 1. Januar 1896 gemeldet. Zum Wintersemester 1895/96 nahm er an der Ludwig-Maximilians-Universität das Studium der Medizin auf. Er studierte in München, Erlangen, Würzburg und Berlin. Mit dem Staatsexamen „in der Tasche“ wurde er am 12. April 1901 in München approbiert. Seine Dissertation trug den Titel „Untersuchungen über die Aetiologie des Ren mobilis“, also den Ursachen bzw. den auslösenden Faktoren einer Wander- / Senkniere.

In seiner Freizeit schien er gerne etwas mit anderen „Exil-Pfälzern“ unternommen zu haben. Einer Zeitungsnotiz vom November 1904 ist zu entnehmen, dass Dr. Fritz Loeb Vorsitzender des „Verein der Rheinpfälzer Landsleute“ war. Jeden Mittwoch trafen sich „fröhliche Pfälzer“ im „Pfälzer Hof“ zu „musikalischen, humoristischen und Dialektvorträgen aufs gemütlichste“. Er selbst referierte auch zum Thema „Über den Verdauungsprozeß“.

Am 6. Mai 1907 heiratete er in Ludwigshafen die von dort stammende Paula Wolff (geboren am 8. November 1886). Trauzeugen waren der Vater und der Schwiegervater.

Münchner Neueste Nachrichten 26.12.1908

Liselotte, das einzige Kind der Beiden, wurde am 1. April 1909 in München geboren.

Zu Themen wie „Volksseuchen und Kriege“ oder „Die Abnahme hoher Lebenserwartung in Bayern“ meldete er sich mit längeren Beiträgen in den Münchner Neuesten Nachrichten (16. April 1909 bzw. 22. Dezember 1909) zu Wort.

Das Bürger- und Heimatrecht in München erhielt er am 1. März 1913.

Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) diente er als Stabsarzt in der 3. Sanitätskompanie.

1914 zog der inzwischen 75 jährige Vater, Ferdinand Loeb, nach München. Er verstarb hier am 12. Februar 1923.


Geschehnisse im Nationalsozialismus

Dr. Fritz Loeb betrieb seine Praxis bis 1934 in der Kaufingerstraße 14, danach, bis 1938, in der Rosenstraße 4. Die Aufgabe der Praxis war nicht freiwillig. Am 30. September 1938 verloren alle jüdischen Ärztinnen und Ärzte im Deutschen Reich per Gesetz vom 25. Juli 1938 ihre Approbation (Zulassung zur Ausübung des Arztberufes). Damit verloren sie die Möglichkeit, ihren Beruf weiter auszuüben. Für die Betroffenen Ärzte und ihre Familien bedeutete dies die endgültige Zerstörung ihrer beruflichen Existenz.  

Im Frühjahr 1939 musste Dr. Fritz Loeb zwangsweise seine Gegenstände aus Edelmetall beim städtischen Leihamt abgeben. Die Stadt München kaufte davon ein Silbertablett an, wofür sie 1953 an seine Witwe eine Entschädigung von 60 DM zahlte. Im selben Vergleich verpflichtete sich das Stadtmuseum, einen dort befindlichen Silberbecher zurückzugeben.


Deportation und Tod

Mit dem Transport II/1, am 3. Juni 1942, wurde das Ehepaar von München nach Theresienstadt deportiert. Der Transportliste ist zu entnehmen, dass es den Eheleuten vor dem Transport nicht vergönnt war, gemeinsam zu wohnen. Dr. Loeb war vor dem Transport in der Hermann Schmid-Strasse 7, dem Israelitischen Krankenhaus, untergebracht. Es ist daher anzunehmen, dass sein Gesundheitszustand schon vor dem Transport nicht der Beste war. Seine Frau war in der Goethestraße 66, einem sogenannten „Judenhaus“ untergebracht.

Dr. Fritz Loeb verstarb am 10. Juli 1943 in Theresienstadt. Die entsetzlichen Lebensumstände, die in Theresienstadt herrschten, dürften hier mitursächlich gewesen sein. Als Todesursache gab der Arzt eine halbseitige Lähmung sowie einen pathologischen Gewichtsverlust an.


Schicksal der Angehörigen

Seine Ehefrau Paula überlebte das Grauen von Theresienstadt. Sie heiratete erneut und trug dann den Namen Eschelbacher. Sie verstarb am 23. Oktober 1952 in Santiago de Chile.  

Die Tochter Lieselotte heiratete 1932 in München Justin Adler (geboren 1908). Dem Ehepaar gelang die Emigration nach Santiago de Chile. 

Sein Bruder Ernst Rudolf Loeb lebte in Mannheim und verstarb dort am 1. März 1925. Verheiratet war er mit Antonie Kaufmann. Er war wie sein Vater Bankier, nämlich Bankdirektor bei der Dresdner Bank in Mannheim.  

Sein Bruder Hermann (Karl) Loeb lebte in Offenbach/Main und heiratete 1920 Erna Ernestine Goldschmidt. Er wurde vermutlich am 30. September 1942 in Treblinka ermordet. Seine Frau und sein Sohn Ferdinand wurden dort ebenfalls ermordet.


Text und Recherche

  • Stefan Dickas

Quellen

  • Stadtarchiv München, EWK65-L254 Loeb Leo Friedrich (Fritz), PMB 151 Loeb Fritz und Loeb Ferdinand, LEI-WG-271.

  • Staatsarchiv München, WB I a 2713, WB I a 3905, WB I a 2712, WB I 3903.

Internet

 Bücher

  • Jäckle, Renate: Schicksale jüdischer und „staatsfeindlicher“ Ärztinnen und Ärzte nach 1933 in München, Herausgeber Liste Demokratischer Ärztinnen und Ärzte München, 1988.



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