Emil Loeb
Foto: Stadtarchiv München, DE-1992-KKD-24860 Kennkartendoppel von Emil Loeb
Geboren am 28. März 1859 in Altleiningen
Gestorben am 21. März 1940 in München
Herkunft
Emil Loeb wurde am 28. März 1859 in Altleiningen, damals Kreis Frankenthal, als fünftes Kind der Eheleute Hermann (geb. 1813) und Karoline Loeb, geborene Köster (geb. 1820), geboren. Der Vater war Teilhaber des Manufakturwaren-en-gros Geschäftes Mann & Loeb sowie am Bankhaus Mann & Loeb.
Das Paar hatte zahlreiche Kinder. Die Geschwister von Emil waren
Clara Loeb, verheiratete Mann, geboren am 11. Oktober 1841 in Altleiningen, gestorben am 17. Dezember 1885 in Frankenthal,
Salomon Loeb, geboren am 3. Oktober 1843 in Altleiningen, gestorben am 30. Dezember 1905 in Stuttgart,
Ferdinand Loeb, geboren am 17. Januar 1848 in Altleiningen, gestorben am 12. Februar 1923 in München,
Benjamin Loeb, geboren am 19. Juli 1850 in Altleiningen, gestorben am 29. Juni 1924 in Stuttgart,
Mathilde Loeb, verheiratete Lekisch, geboren am 16. Februar 1853 in Altleiningen, gestorben am 9. März 1939 in Wiesbaden,
Nathan Adam Loeb, geboren am 6. Februar 1856 in Altleiningen, gestorben um 1921 in Wiesbaden,
Bertha Loeb, verheiratete Weil, geboren am 3. August 1861 in Altleiningen, gestorben am 6. September 1937 in München,
Adolph Loeb, geboren am 25. August 1863 in Altleiningen, gestorben am 30. Dezember 1882 in Falkenstein und
Ludwig Loeb, geboren am 10. Juli 1865 in Altleiningen, gestorben am 23. März 1866 in Altleiningen
Sein Vater Hermann Loeb verstarb am 23. Januar 1878 wie die Mutter Karoline am 21. Januar 1881 in Frankenthal.
Leben in Frankenthal
Emil Loeb engagierte sich vielfältig in seiner pfälzischen Heimat. Den Ruderclub Frankenthal begründete er 1895 mit und war bis zum 26. Januar 1909 dessen Erster Vorsitzender. Für seine Verdienste ernannte ihn der Ruderclub zum Ehrenvorsitzenden. Neben dem Ruderclub engagierte er sich auch beim Gewerbe- bzw. kaufmännischen Verein, dem Saalbau-Verein oder dem Altertumsverein in Frankenthal. Sein umfangreiches Engagement in Frankenthal - heute würde man vermutlich „Networking“ sagen - dürfte ihm auch beruflich sehr von Nutzen gewesen sein.
Berufsleben
Emil Loeb war Bankier. Er war einer der Gesellschafter des Bankgeschäfts Mann & Loeb in Frankenthal. Wann er dort angefangen hat zu arbeiten, ist leider nicht bekannt. Nach dem Tod seines Vaters, einem der Mitgründer der Bank, wurde er 1879 Prokurist und war dann ab 1881 Teilhaber der Bank. Die Firma „Manufaktur- und Kurzwaren-En-Gros-Geschäft“ war 1862 von seinem Vater Hermann Loeb und Alexander Mann gegründet worden. 1874 kam dann das Bankgeschäft hinzu. Zwischen den Familien Loeb und Mann gab es enge Beziehungen. Die Ehefrau von Alexander Mann, Franziska, war eine Schwester von Hermann Loeb. Alexander Manns ältester Sohn, Jakob, heiratete die älteste Tochter (Clara) von Hermann Loeb. Die Unternehmensgründer starben 1878 (Hermann Loeb) und 1890 (Alexander Mann).
Das Bankgeschäft wurde zum 1. Januar 1912 liquidiert, da die Teilhaber der Bank in den Ruhestand traten. Gesellschafter der Bank waren zu diesem Zeitpunkt alles Mitglieder der Familien Mann und Loeb. Das Bankgeschäft wurde von der in Mannheim ansässigen Pfälzischen Bank übernommen, für die Emil Loeb bis auf weiteres tätig war. Die Pfälzische Bank wurde 1921 von der Rheinischen Creditbank (die später in der Deutschen Bank aufgegangen ist) übernommen.
Emil Loeb sowie sein Bruder Ferdinand waren Bankiers bei Mann & Loeb.
München
Ab dem 26. März 1914 war Emil Loeb in der Elisabethstraße 30 in München gemeldet (in diesem Haus lebten noch andere jüdische Mitbürger Münchens, deren Lebensgeschichte wir erforscht haben, wie Siegfried Gerstle, Isidor und Alice Neuburger, Max und Lilly Rothschild oder Ignaz Velisch). Er war in München als „Privatier, vormals Kaufmann“ gemeldet. Warum er die pfälzische Heimat verließ, darüber können wir nur spekulieren. In München lebten zu diesem Zeitpunkt seine jüngere Schwester Berta (verheiratete Weil), sein Bruder Ferdinand Loeb sowie dessen Sohn, Dr. med. Fritz Loeb und Otto Mann (Sohn seiner Schwester Clara). Otto Mann war bis zur Liquidation ebenfalls Teilhaber am Bankhaus.
Spätes Eheglück
Am 15. Februar 1928 heiratete Emil Loeb, inzwischen fast 69-jährig, in München die verwitwete Henrietta Wolff, geborene Schulz. Das Paar zog kurz nach der Eheschließung, im Mai 1928, in eine Wohnung in der Widenmayerstraße 39 in München.
Seine Frau stammte „aus der pfälzischen Heimat“. Sie wurde am 26. Dezember 1860 in Frankenthal geboren. Als junge Frau war sie 1869 in die USA ausgewandert, wo sie 1884 Adolph Wolff geheiratet hatte. Aus dieser Ehe hatte sie zwei Kinder, den Sohn Sidney E. Wolff und die Tochter Helen B. Wolff. Ihr erster Mann Adolph Wolff verstarb 1921.
Im November 1928 reiste das Paar nach New York, wie man Passagierlisten entnehmen kann. Wie sich Emil Loeb und Henrietta Wolff kennengelernt haben, ist uns leider nicht bekannt. Mit seiner Frau war er zuletzt in der Pension Isabella in der Tengstraße 31 in München gemeldet. Henriette Loeb verstarb am 17.Januar 1933 im Hotel Savoia in Rapallo, Italien. Am 15. Juni 1934 meldete sich Emil Loeb nach Bad Tölz ab, kehrte jedoch zum 1. Januar 1936 nach München zurück, wo er sich im Regina-Palast-Hotel am Maximiliansplatz 5 angemeldet hatte.
Tod
Vermutlich war seine Gesundheit angegriffen, da er ab dem 24. August 1938 im Israelitischen Kranken- und Schwesternheim in der Hermann-Schmid-Straße 5 gemeldet war. Dort verstarb er am 21. März 1940.
Seine Grabstätte befindet sich auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München (Sektion 11, Reihe 6, Grab 5).
Schicksal seiner Geschwister
Seine älteste Schwester Clara Loeb (geboren am 12. Oktober 1841 in Altleiningen) heirate am 28. April 1862 Jakob Mann. Er war der älteste Sohn des Mitgründers der Mann & Loeb OHG. Clara Loeb verstarb am 17. Dezember 1885 in Frankenthal.
Sein Bruder Ferdinand Loeb (geboren am 17. Januar 1848 in Altleiningen) zog um 1914/15, vermutlich nach dem Tod seiner Ehefrau Fanny (13. Januar 1911 in Frankenthal), geborene Beer, nach München. Einer der Söhne, Dr. med. Leopold Friedrich, genannt Fritz, hatte in München studiert und später eine Praxis eröffnet. Ferdinand Loeb verstarb in München am 12. Februar 1923.
Die Brüder Salomon (geboren am 3. Oktober.1843 in Altleiningen) und Benjamin Loeb (geboren am 19. Juli 1850 in Altleiningen) zogen nach Stuttgart. Salomon Loeb war mit Paulina, geborene Marx, und Benjamin Loeb war mit Emma, geborene Silbermann, verheiratet. Salomon verstarb am 30. Dezember 1905 und Benjamin am 29. Juni 1924 in Stuttgart. Die beiden hatten dort ein erfolgreiches Unternehmen, die Gebrüder Loeb Trikotwarenfabrik, aufgebaut, das bis zur „Arisierung“ den beiden Familien gehörte.
Seine Schwester Mathilde Loeb (geboren am 6. Februar 1853 in Altleiningen) heiratete am 14. August 1872 den Mainzer Karl Lekisch. Das Paar hatte neun Kinder. Mathilde verstarb am 9. März1939 in Wiesbaden. Von den neun Kindern konnten sich nur zwei in Sicherheit bringen; sieben Kinder wurden Opfer der Shoa.
Text und Recherche
Stefan Dickas
Quellen
Auskünfte und Unterlagen des Fördervereins für jüdisches Gedenken Frankenthal e.V., erhalten am 11. und 12. Dezember 2024.
Auskunft des Stadtarchivs Frankenthal vom 19.12.2024.
Auskunft des Landesarchivs Speyer vom 9.1.2025, Geburtsregistereinträge Altleiningen.
Auskunft Herbert Baum vom 12.12.2024.
Onlinequellen
https://www.ancestry.de/search/collections/1616/records/199152 Sterbeurkunde Hattie Wolff (Henrietta), abgerufen am 12.12.2024.
https://www.newspapers.com/image/569291374/?article=bb133458-dad4-4741-bb9f-f523f06a2747&focus=0.26337412,0.05551651,0.48352477,0.58650136&xid=3355 17. Juni 1921 The Modern zum Tod von Adolph Wolff, abgerufen am 12.12.2024.
Gedenkbuch der Münchner Juden, Eintrag zu Emil Loeb https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=7275 abgerufen am 12.12.2024.
Gedenkbuch der Münchner Juden, Eintrag zu Dr. Leo Friedrich/Fritz Loeb https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=1807 abgerufen am 12.12.2024.
Gedenkbuch der Münchner Juden, Eintrag zu Berta Weil https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=13161 abgerufen am 12.12.2024.
Gedenkbuch der Münchner Juden, Eintrag zu Otto Mann https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=12274 abgerufen am 13.12.2024.
Münchner Neueste Nachrichten vom 30. Dezember 1911 gefunden auf https://digipress.digitale-sammlungen.de/ abgerufen am 12.12.2024.
Bayerische Handelszeitung vom 30.05.1874 gefunden auf https://digipress.digitale-sammlungen.de/ abgerufen am 12.12.2024.
Frankenthaler Ruderclub, Chronik https://ft.ruderverein-ft.de/index.php?id=8 abgerufen am 12.12.2024.
Theobald, Paul: Ehrbarkeit und Zuverlässigkeit – Die jüdische Bankiers- und Rechtsanwaltsfamilie Mann, erschienen in Frankenthal einst und jetzt 2009, veröffentlicht auf https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20375/Frankenthal%20Familie%20Mann.pdf abgerufen am 13.12.2024.
Zweibrücker Zeitung vom 25.1.1878 gefunden auf https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb11364599_00081_u001?page=3&q=%22Hermann+Loeb“
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https://www.stolpersteine-stuttgart.de/biografien/laura-diana-und-martin-loeb-hohenzollernstr-12/
Zum Tod von Benjamin Loeb https://www.alemannia-judaica.de/altleiningen_synagoge.htm
Heiratsurkunde Wolff & Henriette / Hattie Schulz https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/8700/images/cc4ef4bc6d6466f31f27fb482755f068?pId=554612
Passagierliste Hamburg - New York, Emil und Hattie Loeb https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/1068/images/K_1972_080731-0324?pId=16975185
Frankenthal Stolpersteinbuch 133-144.pdf zu Clara Loeb zuletzt aufgerufen am 26.2.2025.
Literatur
Theobald, Paul: Über die Integration der ehemaligen jüdischen Mitbürger/innen in der Stadt Frankenthal (Pfalz), Redomira Verlag, Remscheid, 2022.