Täter Helfer Trittbrettfahrer

NS-Belastete aus München: Ihre Weltbilder, Karrieren und Motive

 

Cover (Bild: Herausgeber)

 

Herausgeber: Wolfgang Proske

 

Im Jahr 2023 ist der 16. Band „NS-Belastete aus München“ der Reihe „Täter Helfer Trittbrettfahrer“ erschienen. Die Reihe umfasst bisher 15 Bände, davon zehn, die sich mit NS-Belasteten aus dem heutigen Baden-Württemberg beschäftigen und fünf Bände über Bayern. In Planung sind weitere vier Titel über bayerische Täter, Helfer und Trittbrettfahrer.

Im jetzt veröffentlichten 16. Band untersuchen 20 Autorinnen und Autoren die Vergangenheit von 24 NS-Belasteten aus München. Auf über 360 Seiten werden faktenorientiert und quellengestützt bisher unbekannte und teils unveröffentlichte Tatsachen über die unterschiedliche Verstrickung der 24 Männer und Frauen detailreich aufgeführt. Die Auswahl dieser relativ kleinen Anzahl gerade für die „Hauptstadt der Bewegung“ ist natürlich subjektiv und orientiert sich an einer Koordinatenachse, die vom Herausgeber der Reihe, Wolfgang Proske, entworfen wurde. Die y-Achse ist dabei die Skala der NS-Belastung bzw. NS-Distanz und die x-Achse reicht von privaten Einzelpersonen zu staatlichen Großgruppen.

Diese lokale Täterforschung umfasst bekannte Personen wie den ehemaligen Oberbürgermeister von München, Karl Fiehler, oder Kardinal Michael von Faulhaber. Die Autoren richten ihr Augenmerk aber auch auf weniger illustre Belastete, die aber in ihrer Gesamtheit als Helfershelfer und Trittbrettfahrer das Unrechtssystem des „Dritten Reichs“ erst ermöglichten. Den Autoren ist es gelungen, einen Aspekt der NS-Zeit durch die Charakterisierung einiger Handelnder darzulegen. Auch die Einstufung und Verurteilung der Täter durch die Spruchkammerverfahren wird erläutert.

Die Täterforschung, also die Frage „Wie war es möglich?“ wird nicht verjähren, ihre Relevanz ist für die Geschichte des Nationalismus von zu großer Bedeutung. Die Aufarbeitung der NS-Verbrechen in ihrer Bandbreite von Dämonisierung bis zu Hannah Arendts Einschätzung als „Banalität des Bösen“ verhinderte jahrelang das „feine Schweigen“, wie es Fritz Stern charakterisierte. Auch die von den Autoren und Autorinnen beschriebenen Strafmilderungen für einige Täter und deren „Integration“ und Karriere in der Bundesrepublik zeigen auf erschreckende Weise, was von Seiten der Justiz versäumt wurde. Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Ergänzung der Erinnerungsarbeit und weist den Belasteten ihren unrühmlichen Platz in der Stadtgesellschaft zu.

Die folgenden Personen werden beschrieben: Dr. Rudolf Aschenauer, Dr. Adalbert Baumann, Kurt Christmann, Xaver Dorsch, Anton Dunckern, Kardinal Michael von Faulhaber, Dr. Max Frauendorfer, Rudolf Fumy, Gerhard Grimm, Johanna Haarer, Leonhard Halmanseger, Franz Josef Huber, Franz Krapf, Lambert von Malsen-Ponickau, Prof. Dr. Theodor Maunz, Josef Kaspar Oberhauser, Carl Ritter von Oberkamp, Friedrich Panzinger, Prof. Dr. med. Claus Schilling, Franz Schönhuber, Alwin Seifert, Gerdy Troost und Hans Zöberlein.

„NS-Belastete aus München“ ist mit sehr hilfreichen Erweiterungen ausgestattet: einem Abkürzungsverzeichnis, einem Bildverzeichnis, einem Autorenverzeichnis, einem Personenregister und einem Ortsregister https://kugelbergverlag.de/taeter-helfer-trittbrettfahrer-band-16

Täter Helfer Trittbrettfahrer, NS-Belastete aus München, hg. v. Wolfgang Proske, Gerstetten 2023
ISBN 978-3-945893-24-1

Autor:
Klaus-Peter Münch

Hinweis:
Podiumsgespräch: Braunes München. Neue Forschungen über NS-Täterschaft
Dienstag, 26. März 2024, 19.00 Uhr
Ort: NS-Dokumentationszentrum, Auditorium, Max-Mannheimer-Platz 1, 80333 München
https://www.nsdoku.de/programm/aktuell/detailseite/braunes-muenchen-neue-forschungen-ueber-ns-taeterschaft-1677


 
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Die Rückkehr der Namen - Ein Münchner Erinnerungsprojekt

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Das Andenken lebendig machen