Albert Grünzeug

 

Foto: Albert Grünzeug (Staatsarchiv München, Polizeidirektion München 13162)

 

Geboren am 27. April 1904 in München

Emigration 1939 nach Venezuela

Gestorben am 25. Dezember 1986 in Miami, USA

Albert, das jüngste Kind von Heinrich und Eva Grünzeug wurde am 27. April1904 in München geboren. Er war vierzehn Jahre alt, als sein Vater starb. 

Die Mutter beantragte für sich und ihre Kinder die bayerische Staatsbürgerschaft, die sie am 4. April 1919 erhielten. 

Albert Grünzeug war selbständig und vertrieb Autozubehör sowie Schrauben. Erhalten geblieben ist aus dieser Zeit sein Briefbogen.

Foto: Staatsarchiv München, FinA 17516

Rosa Grünebaum (Foto: Staatsarchiv München, Polizeidirektion München 13162)

Zwischen 1934 und 1939 lernte er seine spätere Ehefrau, Rosa Grünebaum, geboren am 7. Juni 1912 in Passau, kennen. Ihre Eltern Leopold und Margareta Grünebaum hatten dort ein florierendes Textilgeschäft, das sie 1934 verkaufen mussten. Rosa und ihre Eltern zogen nach München und bemühten sich hier verzweifelt um eine Emigration. In dieser Zeit lernten sich Albert Grünzeug und Rosa Grünebaum kennen und verlobten sich.

Während des Pogroms im 1938 wurden Albert und sein Bruder Max am 10. November verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau verbracht, wo er bis zum 6. Februar 1939 inhaftiert war. Sein Bruder Max wurde am gleichen Tag aus Dachau entlassen.

Am 25. Mai 1939 emigrierte seine Verlobte, Rosa Grünebaum, nach England, sie hatte dort eine Anstellung als Dienstmädchen gefunden. Nach 1945 folgte sie Albert nach Caracas, Venezuela. Dort haben sie vermutlich auch geheiratet.  

Wie seine Schwägerin nach dem Krieg berichtete, hatte Albert es mit Hilfe einer jüdischen „Selbsthilfegruppe“ geschafft, ein Visum für Venezuela zu erhalten. Die Eltern seiner Verlobten Rosa, Leopold und Margarete Grünebaum, wollten ebenfalls nach Venezuela ausreisen. In einem Brief schrieb Leopold Grünebaum „Die liebe Mutti meint aber, Venez.[uela] sei wohl das richtige, da wir dort nicht so ganz alleine seien;“ 

In Venezuela passte er seinen Namen etwas an und nannte sich Alberto Grunzeug.

Wie sein Bruder Max beantragte Albert Grünzeug wieder die ihm durch die Nationalsozialisten aberkannte deutsche Staatsbürgerschaft. Die Urkunde wurde im Dezember 1953 erstellt. 

1979 zog das Paar nach Miami, Florida.  

1984 beantragte Rosa in Florida die amerikanische Staatsbürgerschaft mit dem Namen Rosa Grunzeug. Sie verstarb im August 1986 im Dade-County, Florida.

Nur wenige Wochen nach dem Tod seiner Frau verstarb auch Albert Grünzeug am 25. Dezember 1986.


Gedenken

Vor dem Haus in der Hans-Sachs-Straße 11 erinnern seit dem 30. April 2022 Stolpersteine an Eva Grünzeug, sowie ihre Kinder Bella Körber, Ernestine, Max und Albert Grünzeug.

Bild: Privat

An die gesamte Familie Grünebaum erinnern in der Nikolastraße 10 in Passau Stolpertsteine.


Text und Recherche

  • Stefan Dickas

Quellen

  • Stadtarchiv München, EWK 38, Stadtarchiv München, ARI GEW Provisionsvertreter in Autobedarf, Hans-Sachs-Str. 11/II; Großhandel mit Stahlschrauben DE-1992-GEW-ARI-054.

  • Staatsarchiv München, Polizeidirektion München 13162.

  • Arolsen Archives, Teilbestand 1 Inhaftierungsdokumente, Konzentrationslager Dachau, Dokument 10655064.

  • KZ-Gedenkstätte Dachau, Auskunft vom 5.4.2022.

  • Ancestry com. Florida, USA, Sterbeindex, 1877-1998 [database on-line]. Provo, UT, USA: Ancestry.com Operations Inc, 2004.

Internet

Literatur

  • Anna Elisabeth Rosmus: Exodus – Im Schatten der Gnade, Aspekte zur Geschichte der Juden im Raum Passau, Verlag Dorfmeister, Tittling 1988, Seiten 84-117.

  • Winfried Becker (Hrsg.): Passau in der Zeit des Nationalsozialismus, Passau 1999.

  • Anna Rosmus: 75 Jahre Reichskristallnacht, Samples Verlag, 2013.

 

 
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Elsa Groshut

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