Martin Laupheimer

 

Bild: Stadtarchiv München, Kennkartendoppel

Geboren am 23. Januar 1878 in Fellheim, Kreis Memmingen

Deportiert am 4. April 1942 nach Piaski

Todesdatum unbekannt

 

Herkunft

Martin Laupheimer kam am 23. Januar 1878 im zehn Kilometer nördlich von Memmingen gelegenen Fellheim, heute Landkreis Unterallgäu, zur Welt. Hier wurden auch seine sieben Geschwister geboren: 1875 Clara , 1876 Henriette, 1878 Martin, 1879 Karolina, 1881 David und 1882 Salo. Martin Laupheimer stammte aus einer Kaufmannsfamilie. Schon sein Vater Leopold betrieb mit seiner Frau Rosa, geborene Gerstle, einen Bekleidungshandel in Memmingen. Dieses Geschäft führten später einige seiner Geschwister weiter. Vermutlich 1883 verlegte die Familie dann auch ihren Wohnort in das nahegelegene Memmingen. Die beiden jüngsten Geschwister, Lina und Julius, wurden dort 1883 bzw. 1885 geboren. 

Über seine Kindheit und Jugend in Memmingen weiß man nur, dass er dort die Volksschule und die Realschule besuchte. Ab Oktober 1893 war Martin Laupheimer erstmals in München gemeldet. Wie lange er hier blieb lässt sich nicht feststellen. Vom 14. Oktober 1898 bis zum 22. September 1900 diente er beim 8. Infanterieregiment in Metz. 1903 und 1906 nahm er an einer Reserveübung teil.

Bild: Stadtarchiv München, Kennkartendoppel

Wann und aus welchen Gründen er nach Ulm umzog ist unklar. Hier lernte er die am 19. August 1880 in Tübingen geborene Elsa Katz kennen. Sie war die Tochter des Kaufmanns Heinrich Katz und seiner Ehefrau Mina, geborene Bach. Ihre Hochzeit fand am 6. August 1906 in Ulm statt. 

Knapp ein Jahr später, am 20. Juli 1907, hatte  Elsa Laupheimer eine Totgeburt. Drei Jahre später kam am 8. Februar 1910 Walter Ernst zur Welt. Er blieb das einzige Kind. Im September 1912 zog die Familie nach München in die Theresienstraße 104 /II.


Umzug nach München

Am 1. September 1912 übernahm Martin Laupheimer zusammen mit Julius Oppenheimer die Firma J. L. Bach & Sohn, ein Großhandel mit Manufakturwaren. Zunächst befand sich die Firma in Haus Nr. 15. Später ergab sich die Gelegenheit das benachbarte Grundstück, Hausnummer 16, zu erwerben und die Firma wurde dorthin verlegt. Die Firma war von Mina Laupheimers Onkel Bernhard Bach gegründet worden.  

Wie die meisten Männer dieser Generation nahm Martin Laupheimer am 1. Weltkrieg teil. Der Kriegsstammrolle zufolge diente er vom 14. September 1914 bis zum 16. November 1918 als Soldat. Im Januar 1919 verlieh die Stadt München ihm das Bürgerrecht. 

Im Spätsommer 1938 wurde Martin Laupheimer gezwungen, sein Unternehmen zu verkaufen. Damit war der Plan, seinen Sohn Walter als Mitinhaber aufzunehmen, vereitelt. Walter Laupheimer emigrierte daraufhin im Oktober 1938 mit seiner Frau und dem gemeinsamen Kind in die USA.  

Wie viele jüdische Münchner wurde auch Martin Laupheimer im Zuge der Reichspogromnacht verhaftet und am 11. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er bis Ende Dezember 1938 inhaftiert war.  

In der Folge bemühten sich die Eheleute Laupheimer, zu ihrem Sohn in die USA zu emigrieren. Im Frühjahr 1941 war die Passage für eine Überfahrt von Lissabon nach New York bezahlt. Die Ausstellung der erforderlichen Visa scheiterte jedoch, da das Konsulat der USA in Stuttgart geschlossen worden war.  

Im Herbst 1941 unternahm Walter Laupheimer einen weiteren Versuch, seinen Eltern die Emigration zu ermöglichen. Er lieh sich Geld und hinterlegte es bei den Kubanischen Behörden. Die Visa sollten nach Berlin in die Botschaft geschickt und dort seinen Eltern übergeben werden. Doch die Gestapo verweigerte den Laupheimers die Fahrt nach Berlin. 

Ab dem Frühjahr 1941 wurde in der Knorrstraße 184 ein Barackenlager errichtet, das zunächst als Wohn- und Arbeitslager diente, ab Herbst 1941 auch als Sammelstelle vor den Deportationen. Die Münchner Juden mussten nicht nur das Lager aufbauen, sondern es auch selbst finanzieren. Auch Martin Laupheimer musste am 31. Dezember 1941 dafür eine „freiwillige“ Spende von 2.000 RM entrichten. Am 12. Dezember 1941 mussten Martin und Elsa Laupheimer in die Blumenstraße 48 umziehen, wo sie bis zur Deportation untergebracht waren. Vermutlich handelte es sich hier um ein sogenanntes Judenhaus. Die Menschen wurden dort unter unwürdigen Zuständen zusammengepfercht, um sie später leichter für die Deportationen erfassen zu können.  

Mit der Deportation am 4. April 1942 von München über Augsburg und Regensburg nach Piaski (Polen) wurden knapp 1.000 Juden in den Tod geschickt, darunter auch Martin und Elsa Laupheimer. Sie sind auf der Transportliste unter den Nummern 68 und 69 aufgeführt. Mit dem gleichen Transport wurden auch seine Brüder Julius und Salo mit ihren Frauen, sowie sein Bruder David deportiert.


Erinnerung an Martin und Elsa Laupheimer

Auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München (Sektion 15, Reihe 8, Platz 14) erinnert am Grab von Mina Katz, der Mutter von Elsa Laupheimer, eine Gedenkinschrift an die Eheleute: „Ehre dem Andenken von Martin Laupheimer [...] Elsa Laupheimer, geb. Katz [...] Beide gemordet in Piaski 1942“.

Bild: Privat

Bild: Privat


Walter Ernst Laupheimer

Das einzige Kind von Martin und Elsa Laupheimer, Walter Ernst Laupheimer, wurde am 8. Februar 1910 in Ulm geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er vermutlich in München.

Am 28. Juni 1934 heiratete er in München Emilie/Emmy, geborene Bacharach. Sie wurde am 14. Juli 1908 in München geboren. Im November 1934 zogen sie in die Georgenstraße 118/1. Dieses Gebäude war Eigentum von Walter Laupheimer.

Zusammen mit seiner Frau und der zweijährigen Evelyn Hanna gelang ihm 1938 die Emigration in die USA. Hier verdiente er seinen Unterhalt als Angestellter bei einer Fabrik für Herrenbekleidung. 1945 wurde sein Sohn Frank Ronald geboren.

Walter Ernst Laupheimer starb am 1. März 1965 in Baltimore, Maryland/USA.


Schicksal der anderen Familienmitglieder

Clara Laupheimer, verheiratete Katz, geboren am 14. August 1875 in Fellheim, heiratete am 10. November 1896 in Bruchsal den Kaufmann Karl Katz von Schierstein. Sie lebte später in Wiesbaden. Am 1. September 1942 wurde sie von Frankfurt/Main nach Theresienstadt deportiert und am 27. Juli 1943 dort ermordet.

Henriette Laupheimer, verheiratete Wolfskehl, geboren am 7. Dezember 1876 in Fellheim, heiratete am 3. April 1904 in Ulm den Mainzer Kaufmann Karl Daniel Wolfskehl. 1917/18 war sie kurzzeitig zurück in Memmingen, später lebte sie in Wiesbaden. Sie wurde am 1. September 1942 von Frankfurt/Main zunächst nach Theresienstadt und am 15. April nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde.

Karolina Laupheimer, geboren am 9. Oktober 1878 in Fellheim, befand sich ab 23. März 1936 in der Jacobyschen Heilanstalt Sayn in Bendorf. Am 30. April 1942 wurde sie über Koblenz in das Ghetto Kransniczyn deportiert und zu einem unbekannten Zeitpunkt, vermutlich im Vernichtungslager Sobibor, ermordet. An sie erinnert in der Ulmer Straße 28 in Memmingen ein Stolperstein.

David Laupheimer, geboren am 9. Januar 1881 in Fellheim, war zusammen mit seinen Brüdern Julius und Salo zu gleichen Teilen Eigentümer der Fa. David Laupheimer OHG, Herren- und Damenkonfektionsgeschäft sowie Manufakturwaren in Memmingen. Das Geschäft wurde 1938 von einem örtlichen Konkurrenten „gekauft“. Am 31. März 1942 wurde David Laupheimer zunächst nach München deportiert und von dort, am 4. April 1942, mit dem gleichen Transport wie Martin Laupheimer nach Piaski. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt. An ihn erinnert in Memmingen in der Moltkestraße 1, dem ehemaligen Familienanwesen von David, Julius und Salo Laupheimer, ein Stolperstein.

Salo Laupheimer, geboren am 15. Oktober 1882 in Fellheim, Kaufmann und Geschäftsführer der David Laupheimer OHG, heiratete am 27. Juni 1920 in Fechenbach Mathilde Strauß (geboren am 12. Dezember 1890 in Fechenbach). Salos Bruder Julius Laupheimer heiratete die Schwester von Mathilde, Jeanette Strauß. Zusammen mit seiner Ehefrau und weiteren Familienmitgliedern wurden sie am 31. März 1942 zunächst nach München deportiert und am 4. April 1942, mit dem gleichen Transport wie Martin Laupheimer, nach Piaski. Auch ihr weiteres Schicksal ist unbekannt. An sie erinnert in Memmingen in der Moltkestraße 1 ein Stolperstein.

Lina Laupheimer, geboren am 26. September 1883 in Memmingen, wurde nur zwei Monate alt. Sie starb am 6. Dezember 1883.

Julius Laupheimer, geboren am 29. August 1885 in Memmingen, Kaufmann in der David Laupheimer OHG, heiratete am 14. Januar 1920 in Fechenbach Jeanette Strauß, geboren am 24. Oktober 1884 in Fechenbach. Zusammen mit seiner Ehefrau und weiteren Familienmitgliedern wurden sie am 31. März 1942 zunächst nach München und von dort, am 4. April 1942, mit dem gleichen Transport wie Martin Laupheimer nach Piaski deportiert. An sie erinnert in der Moltkestraße 1 in Memmingen ein Stolperstein. 

Gedenktafel in Memmingen  

An der „Villa Laupheimer“, Moltkestraße 1 in Memmingen, wurde im Mai 2005 eine Gedenktafel für die Familie Laupheimer angebracht.


Text und Recherche

  • Stefan Dickas

Quellen

  • Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm, Familienregisterblatt von Martin Laupheimer.

  • Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm, Familienregisterblatt von Heinrich Katz.

  • Stadtarchiv Memmingen, Datenauszug zur jüdischen Gemeinde Memmingens vor 1942 zu Leopold Laupheimer.

  • Stadtarchiv München, EMK 65 zu Martin Laupheimer und Walter Ernst Laupheimer.

  • Wo die Geschichte wohnt – Gedenktafel für jüdische Familien – Villa umbenannt; Memminger Zeitung vom 7. Mai 2005.

  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 2188, 22576, 22577, 22578.

Internetquellen

Literatur

  • „Ewige Namen gebe ich ihnen…“, Materialien zur Memminger Stadtgeschichte, Reihe B Forschungen, Herausgegeben vom Stadtarchiv Memmingen, Online-Fassung 2013 zu finden unter https://stadtarchiv.memmingen.de.

  • Selig, Wolfram: „Arisierung“ in München, Die Vernichtung jüdischer Existenzen 1937-1939, Metropol Verlag, 2004.

 
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Ida Lauchheimer, geborene Marx

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Karoline Lehmann, geborene Freund